Wanzenalarm! Ekelig, aber bekämpfbar!

von | 26. Sep 2023

In unserem Nachbarland Frankreich breiten sie sich aktuell als Plage aus. Die Stadtverwaltung von Paris hat sogar öffentlich zum Kampf gegen die „Punaises de lit“, also gegen Bettwanzen, aufgerufen. In den sozialen Netzwerken finden sich unzählige Videos der Mini-Krabbler auf Betten, Sitzmöbeln, in U-Bahnen oder Kinos. Der Hashtag „bed bugs“ ist (leider) sehr angesagt. Kein Wunder, dass immer mehr Deutsche Sorge haben, dass sie die Wanzen in die eigene Wohnung einschleppen. Lesen Sie hier, wie Sie gegen das Ungeziefer vorgehen können.

Die Gefahr lauert im Hotel-Bett

Zuerst aber ein Hinweis: Die Bettwanze (lateinisch: Cimex lectularius) ist kein Beleg für einen Mangel an Hygiene. Das ist eine alte Mär, die längst widerlegt ist. Die Ausbreitung der vier bis acht Millimeter großen Insekten wurde zum einen durch den Massen-Tourismus ermöglicht: Dort, wo viele Menschen ein- und ausgehen, treten die Wanzen besonders häufig auf. Das betrifft Hotels, Herbergen und AirBnB-Wohnungen, also prinzipiell alle anderen Plätze, an denen regelmäßig verschiedene Personen übernachten. Wer in einer befallenen Unterkunft schläft, der wird mit hoher Wahrscheinlichkeit einen blinden Passagier mit in die eigenen vier Wände bringen. Hierfür reicht bereits eine befruchtete Bettwanze.

Sogar der Nachbar kann Schuld sein

Aber auch der Gebrauchtwarenkauf ist schuld an der Ausbreitung der Plage. Ob Second-Hand-Möbel vom Flohmarkt, vom Straßenrand oder aus dem Internet – alles kann „verpestet“ sein. Dabei beschränkt sich das Problem nicht nur auf Möbel. Das Ungeziefer nistet sich zudem in Kleidung, Büchern oder Elektrogeräten ein. Tatsächlich reicht es, dass ein Nachbar die Wanzen eingeschleppt hat. Die kleinen Tierchen gelten bei der Nahrungssuche als sehr wanderfreudig…

Wie man die Wanzen entdeckt

Das alles klingt nun sehr unschön. Bevor wir aber über die besten und erfolgversprechendsten Möglichkeiten der Bekämpfung informieren, erst noch ein paar Fakten zur Cimex lectularius. Quasi fürs Verständnis. Die Wanzen stehen auf Menschen… als Nahrungsquelle. Sie krabbeln auf die Haut und saugen dort das Blut des Wirts. So wird ein Befall oft weniger durch die Wanzensichtung deutlich. Es sind die roten Punkte auf der Haut, die die ungebetenen Besucher entlarven. Gewissheit hat man(n) oder frau aber erst dann, wenn das Versteck der Bettwanzen gefunden ist. An aller erster Stelle sollte also das Bett abgesucht werden, die Ritzen, Nähte oder der Unterboden. Jedoch sind bettnahe Lichtschalter, Steckdosen oder Tapeten bei den Insekten ebenfalls beliebt. Oft weisen schon kleine schwarze Exkremente und rot-bräunliche Häutungsreste auf das Nest hin.

Was tun, wenn es schon zu spät ist…

Spätestens dann hilft nur noch der Anruf beim professionellen Schädlingsbekämpfer. Das ist nicht ganz billig (ca. 400 bis 800€), aber zumindest meist von Erfolg gekrönt. Der Experte spürt die Nester auf, verspritzt einen Chemikalien-Cocktail – der für Menschen unbedenklich ist, für die Wanzen aber tödlich. Das Gift muss mehrere Stunden einwirken; in der Regel sind zwischen zwei und vier Anwendungen notwendig. Große sperrige Gegenstände – zum Beispiel Bettdecken, Kissen oder Koffer – können vom Profi auch für einige Stunden in einem Wärmezelt mit Hitze behandelt werden. Das ist sperrig, gibt aber weitere Sicherheit. Doch auch betroffene Mieter müssen aktiv werden: Alles, was sich in die Waschmaschine stecken lässt, sollte bei 60 Grad gewaschen werden. Oder einer Wärmebehandlung unterzogen werden: Eine Stunde Backofen oder Wäschetrockner. Ratsam ist auch ein Kälteschock: Die befallenen Gegenstände müssen für drei Tage im Gefrierfach oder der Tiefkühltruhe bei mindestens minus 18 Grad ruhen.

Sechs Monate ohne Nahrung

Ein Wort der Warnung noch – weil es viele Menschen nicht wissen: Absolute Sicherheit, dass der Befall vorüber ist, gibt es erst nach sechs Monaten. Denn so lange können Wanzen an trockenen, dunklen Orten ohne Nahrung überleben.

Tipps und Tricks, um den Befall zu verhindern

Zum Schluss noch ein paar Tipps, damit es erst gar nicht zum Befall kommt: Da das Ungeziefer selten sofort sichtbar ist, darf ein Koffer niemals offen im Hotelzimmer liegen. Und schon gar nicht auf dem Bett. Zur Sicherheit muss nach der Rückkehr die gesamte Kleidung sofort in die Waschmaschine und der Koffer ausgewischt werden. Genauso viel Vorsicht rät sich beim Umgang mit Second-Hand-Stücken. Alles sollte mit einem Vergrößerungsglas überprüft werden – und vorsorglich in die Waschmaschine oder die Reinigung gebracht werden. Bei Möbeln empfiehlt sich eine präventive Nutzung von handelsüblichen Bettwanzen-Vernichtern. Natürlich bevor sie in die Wohnung gestellt wurden…

Matthias Haber

Matthias Haber

Autor für Wohnen und Ernährung matthias@365balance.de