Der Scherz war jedes Jahr der gleiche: Herzlichen Glückwunsch zum 39ten Geburtstag. Haha… danke! Ja, ich weiß, ich sehe wirklich keinen Tag älter aus. Spätestens vor zwei Jahren bekam der Spruch einen schalen Beigeschmack – und letztes Jahr fand ich ihn … doof. Jetzt muss es raus: Ich werde 50. Und das ist gut so. Das Überschreiten der Halbzeitmarke (ja, ich bin eine Optimistin) ist für mich ein wundervoller Meilenstein. Daher will ich heute auch darüber schreiben.
Mit 39 hätte ich das nie getan…
Um kurz meine sozialen Rahmendaten abzuarbeiten: Ich bin verheiratet, zwei Kinder. Kein Haus, kein Eigentum, kein Auto. Ich schreibe seit 10 Jahren Kolumnen aus den Bereichen Liebe, Sex und Medizin. Meine Haare sind unter der Tönung etwas grauer. Ich könnte vielleicht ein bisschen weniger wiegen und ein bisschen mehr Sport treiben. Aber… ich bin auch faul. Allein, dass ich das so offen über mich schreiben kann, rechne ich meinem Alter zu. Mit 39 hätte ich das nie getan.
Zugeständnisse und Ablehnung
Das ist vielleicht das beste Fazit – schon mitten im Text: Ich habe ein Alter erreicht, in dem ich Dinge beim Namen nennen möchte. Was mir nicht gefällt – und was doch. Zugeständnisse machen bei Menschen, die es mir wert sind – und Ablehnung äußern bei denen, die (mir) nicht wichtig sind. Ich muss nicht gefallen. Was nicht heißt, dass ich partout anecken möchte. Doch dieses Verbiegen, das hat ein Ende.
Die Grundlage für Gelassenheit
Warum ist so selbstbewusst bin? Das ist keine Entscheidung gewesen. Wie auch. Ich habe mich in meinem Leben oft behaupten müssen – und auch reichlich eingesteckt. Ich wurde schlecht behandelt, habe miese Erfahrungen gemacht. Wie wir alle. Doch irgendwann – nach allem Zetern, der Wut und den Tränen – kam ich die Gelassenheit. Nein, ich meine kein „ist mir doch egal”, sondern ein „auch dieser Sturm wird vorübergehen”. Tatsächlich endeten die düsteren Zeiten irgendwann und mein Leben wurde wieder angenehm. Ein „hätte ich mir doch denken können” war schließlich die Grundlage für mehr Gelassenheit.
Helfer aus Tiegeln und Töpfchen
Frauen haben angeblich Angst vor der „großen 5” – weil die Elastizität Ihrer Haut dann sichtbar nachlässt. Faltenfrei war früher. Ja, das ist Biologie. Aber gibt es nicht genug Helfer aus Tiegeln und Töpfchen, die der Natur zumindest ein gewisses Maß an Widerstand entgegensetzen. Wenn es denn unbedingt sein muss, hilft auch der Beautydoc nach. Sollte jetzt die Frage kommen: Nein, ich habe keinen Termin ausgemacht. Ich weiß, dass ich trotzdem vieles für meine Optik tun kann – und mit 50 auch darf. Ich nehme es mir heraus, einfach ein bisschen langsamer und weniger zu arbeiten. Ich gönne mir mehr Schlaf und freie Wochenenden. So sehen meine Beauty-Einheiten aus.
Der beste Sex ist jetzt
Weil wir gerade bei Beauty sind… ich genieße Sex mittlerweile immer mehr. Weil ich nicht mehr darüber nachdenke, wie mein Bauch in Stellung X oder Y aussieht. Oder welche Dellen beim Doggy an meinen Schenkeln oder meinem Allerwertesten zu sehen sind. Ich will einfach nur genießen. Nachdem mein Mann nach mittlerweile 15 Jahren noch immer sagt, wie scharf er auf mich ist – habe ich angefangen, ihm das sogar zu glauben. Eigentlich schade, dass ich 50 dafür werden musste. Aber besser als nie.
50 und fabelhaft
Habe ich Angst vor dem Alter? Natürlich! Ich kenne auch niemanden, der seinem letzten Lebensjahrzehnt entgegenfiebert. Krankheit, Siechtum, Tod. Alles das wird Realität. Aber heute bin ich noch weit davon entfernt. Genau: Ich bin Optimistin. Und freue mich des Lebens. Ist 50 bis neue 40? Keine Ahnung. Das ist bloß ein Label. Ich fühle mich wohl – und daher lasse ich mir zu meinem Geburtstag eher so gratulieren: 50 und fabelhaft.