Wenn die dritte Wiederholung der „Desperate Housewives”, das Sachbuch über Graugänse oder einfach nur dieser eine komische Fleck an der Decke des Schlafzimmers interessanter sind als der eigene Partner im Bett … dann braucht es Offenheit und Initiative. Zum Glück gibt es ein Tipps, mit denen sich die Lust auf Lust wieder ankurbeln lässt.

Die zahlreichen Gründe für den Verlust der Libido

30 bis 40 Prozent der Frauen haben zumindest phasenweise wenig Lust auf Sex. Man darf sagen, dass es sich um ein eher häufiges Phänomen handelt! Die Gründe für fehlende Lust können ganz verschiedener Natur sein: Stress ist ein Lustkiller, familiäre Probleme und Existenzängste sowieso, Hemmungen oder Komplexe wegen des eigenen Körpers – wer möchte schon leidenschaftliche Stunden verbringen und die ganze Zeit dabei den Bauch einziehen?

Aber auch die Gewöhnung an den Partner und ein gewisses Verstummen im Alltag, das unmerklich zu einer Distanz führt, kann Lustverlust verursachen. Ganz zu Beginn sind viele Paare stark aufeinander fixiert: Sie entdecken sich, lernen sich kennen – und zwar physisch und psychisch. Sie priorisieren die andere Person, und das ist verblüffend sexy. Später leidet diese Nähe oft unter dem Alltag, die innige Verbundenheit schwindet und damit auch die Lust auf Sex. Es gibt zudem verschiedene Krankheiten und Medikamente, die die Libido einschränken. Wer depressiv ist, hat oft kaum Lustempfinden. Gynäkologische Probleme wie Endometriose, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und vaginale Trockenheit sind ebenfalls zuverlässige Lustkiller. Antidepressiva, Mittel gegen Bluthochdruck, Herzmedikamente, Verhütungsmittel sowie entwässernde Medizin werden das Lustempfinden mit größter Wahrscheinlichkeit negativ beeinflussen.

Arzt oder kein Arzt – das ist die Frage

Besteht der Verdacht, dass die mangelnde Lust auf physische Ursachen oder die Medikamente dafür zurückzuführen ist, sollten Betroffene dies beim Arzt untersuchen lassen. Psychische Ursachen sind ungleich komplizierter: Wer an Depressionen leidet, kann in der Behandlung auch über die minimierte Libido sprechen. Handelt es sich eher um ein partnerschaftliches Problem, für das sich keine Lösung finden lässt, sollten beide Partner eine Paartherapie in Betracht ziehen.

Wege zurück zur Lust

Auch wenn der Weg einfach wirkt: Hände weg von angeblich luststeigernden Medikamenten für Frauen! Ihre Wirksamkeit ist nicht nachgewiesen, dafür können die Nebenwirkungen vielfältig und gefährlich sein. Eingeschränkt hilfreich sind bestimmte Gewürze oder Düfte: Curry, Chili und Ingwer sollen die Durchblutung ankurbeln und uns auch sonst auf Touren bringen. Aromaöle wie Jasmin, Ylang-Ylang oder Sandelholz haben angeblich eine ähnliche Wirkung. Das mag alles zutreffend sein. Die Chance auf Wirksamkeit steigt jedoch erst, wenn die Gewürze beim gemeinsamen Kochen und Essen verwendet werden: Reden, Lachen und zärtliche Berührungen inklusive. Auch die Wirksamkeit der Aromaöle nimmt signifikant zu, wenn sie Massageölen beigesetzt sind, mit denen die Partner sich gegenseitig massieren. Kurz: Wer Freiräume für die Partnerschaft schaffen und den eigenen Stress beiseiteschieben kann, macht schon viel richtig. Entspannungsübungen, intime Gespräche und gemeinsames Lachen tragen viel zur Auflockerung des Alltags bei und erlauben einen neuen Blick auf den Partner. Es ist wichtig, sich auch nach langer Zeit daran zu erinnern, was man aneinander anziehend gefunden hat. Grundsätzlich gilt: Psychische Nähe fördert physische Nähe.

Kreativität gegen die Langeweile

Nichts spricht zudem gegen ein bisschen gesunde Kreativität. Gemeinsam lässt sich viel ausprobieren, denn niemand kann von sich behaupten, alle Spielarten zu kennen. Ob Spielzeuge oder Rollenspiele – erlaubt ist, was gefällt. Dabei lassen sich oft auch nach Jahren noch ganz neue Seiten am geliebten Gegenüber entdecken. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch, dass man sich selbst möglichst gut kennt. Die Zeiten, in denen bei einer Sexszene im Sonntagabendfilm peinlich weggeschaut wird, sind glücklicherweise vorbei. Informationen gibt es für alle, die sich danach umschauen. Es kann gar nicht zu spät sein, neue Vorlieben zu entdecken und das Sexualleben zu bereichern – man lernt tatsächlich nie aus!

Johanna Sievers

Johanna Sievers

Redakteurin für Liebe & Intimität und Medizin-Themen johanna@365balance.de