Dating in den Vierzigern: (M)eine ganze Wahrheit

von | 2. Sep 2023

Was zur Hölle soll so anders daran sein: Liebe ab 40…? Wenn die Schmetterlinge im Bauch flattern… ist’s da nicht egal, ob frau 20, 30 oder 40 ist? Ich bin jetzt 45 und Single. Seit 4 Jahren. Kein männliches Exemplar wollte passen, kein Fisch mit aufs Fahrrad und kein Tinder-Swipe oder Bar-Besuch in einer Beziehung enden. Hat einfach nicht geklappt. Dabei hab ich’s oft probiert. Nun frage ich mich schon länger: Bin ich zu anspruchsvoll? Eine Spaßbremse? Bringe ich zu viel „Baggage” mit – also Gepäck, das sich in den vergangenen Jahrzehnten angesammelt hat?

Fluch der selbsterfüllenden Prophezeiung

Alle meiner Freundinnen sind unter der Haube. Und das seit Jahren. Hier bekomme ich also keine Referenz-Werte – sondern nur wohlgemeinte Ratschläge. „Sei doch lockerer.” „Gönn’ Dir öfter was fürs Bett.” „Je mehr Du darauf hoffst, desto weniger klappt’s.” Sie meinen das als „selbsterfüllende Prophezeiung“. Die Zahlen sprechen leider dafür. Ich habe das für diesen Artikel recherchiert.

Die Zahlen helfen nicht

Laut Statistischen Bundesamt waren 2020 35% aller deutschen Frauen zwischen 40 und 49 Jahren Singles. 35 Prozent. Die Konkurrenz am Markt ist also enorm. Manchmal grübele ich abends über einem Glas Wein und versuche meine Chancen zu errechnen. Motto: 7,8 Prozent wollen bestimmt keine Beziehung, sondern nur Sex. 8,9% sind ganz sicher sozial inkompatibel oder sehen schlechter aus als ich. 6,3 % sind Spaßbremsen. Plötzlich stehe ich nur noch mit 12 Prozent der Single-Ladies zwischen 40 und 49 in Konkurrenz. Ich liebe diese Zahlen. Nun, geholfen hat’s dennoch nicht.

Wenn die Ansprüche nicht erfüllbar sind

Damit es nicht so klingt, als sei mein Selbstbewusstsein völlig am Boden: Ich habe natürlich auch über die Männer sinniert. Und ebenfalls wieder die aktuellen Zahlen angeschaut. Die Scheidungsrate liegt in Deutschland derzeit bei durchschnittlich 35,2 Prozent. Glaubt man (un)bestätigten Berichten, entfällt ein großer Teil auf Paare in meiner Altersklasse. Motto: Kinder aus dem Haus, der Mann erlebt die Midlife-Crisis, die Frau will nochmal was in der Karriere erreichen. Und schon ist der Termin beim Scheidungsanwalt vereinbart. Wenn diese Männer dann wieder auf dem Markt sind, haben sie Ansprüche – und die werden gerne von Jüngeren erfüllt. Oder die Kerle wollen ihr altes Leben erhalten, mit einer neuen Frau an ihrer Seite.

Mrs. Robinson vs Realität

In meiner Vorstellungswelt bin ich aber eh mehr die Mrs. Robinson, die einen Dustin Hoffman (in „Die Reifeprüfug”) sucht. Da würde ich mir also einen Mittzwanziger gönnen; einen der offen, ehrlich, lustvoll und durchtrainiert ist. Soviel zu meinem Träumen. In der Realität sehen die heißen Ladys mit den jungen Gespielen immer sehr… genau … heiß aus. Und ich bin… eine normale Mittvierzigerin aus Berlin. Problem erkannt.

Manifest für Dating ab 40

Wer sich fragt, warum ich so viel von mir offenbare, der wird nun mit einer Antwort belohnt. Der Grund für dieses Manifest sind meine Gedanken über das Dating in den Vierzigern, bzw. was es so sehr von anderen Lebenszeiten unterscheidet. Ich habe sie hier nun zusammengestellt – für mich, für andere:

 

  • Ich kenne meine Prioritäten:
    Zum ersten Mal in meinem (Liebes)Leben bin ich ehrlich mit mir selbst über Bedürfnisse und Erwartungen. Ich möchte keine falschen Zugeständnisse mehr machen.
  • Selbstvertrauen ist attraktiv:
    Wir Frauen ab 40 strahlen eine besondere Form von Selbstbewusstsein aus. Wer damit nicht umgehen kann, soll sich doch eine Jüngere suchen.
  • Ehrlichkeit währt am längsten:
    Ich spreche klar über meine Absichten und höre auf mein Bauchgefühl, wenn es darum geht, mit wem ich Zeit verbringe.
  • Unabhängigkeit ist Trumpf:
    Ich weiß endlich, dass eine stabile Beziehung eine Bereicherung ist, aber nicht die einzige Quelle meines Glücks.
  • Gespräche über die Zukunft:
    Natürlich nicht gleich beim ersten Date mit der Tür ins Haus fallen. Aber: Eine offene Kommunikation über langfristige Ziele und Lebensvorstellungen ist wichtig, um sicherzustellen, dass ich auf derselben Wellenlänge bin.
  • Geduld ist eine Tugend:
    Gute Beziehungen brauchen Zeit. Sie müssen wachsen und sich entwickeln. Ich bin jetzt bereit, Dinge geschehen zu lassen. Wenn es nach dem ersten netten Date kein zweites Treffen gibt, nehme ich das nicht mehr persönlich.
Sabine Körber

Sabine Körber

Autorin für Ernährung und Fine Dining sabine@365balance.de