Wie entstehen Emotionen? Und wie können wir Wut, Angst, Trauer, Schuld oder Verlegenheit kontrollieren? Darüber hat sicher jeder von uns in der einen oder anderen Situation schon mal nachgedacht. Wahrscheinlich immer dann, wenn es wichtig war, das „Gemüt“ im Griff zu haben. Daher also noch einmal: Wie werden Gefühle erzeugt?
Pulsrasen, Muskelverkrampfung, Kloß im Hals
Tatsächlich ist alles eine Frage des Kopfes: Gefühle werden durch Gedanken manifestiert. Es ist wirklich so simpel, wie es sich liest. Denken Sie an etwas Schönes, stellen sich schöne Gefühle ein, denken Sie an etwas Belastendes, fühlen Sie sich belastet. Jeder kann das bei sich selbst testen: Eine schöne Erinnerung – welche Emotion entsteht? Und nun das direkte Gegenteil: Ein kurzer Gedanke an etwas, was wirklich nicht gut gelaufen ist. Natürlich kommt der Kloß im Hals, das Pulsrasen, die leichte Verkrampfung der Muskeln. Darauf können wir alle verzichten, oder?
Wenn die Gedanken in der Zeit zurückspringen
Wir denken den ganzen Tag – jede Sekunde kommentieren und bewerten wir uns und alles, was wir oder andere tun. Wir denken voraus, denken zurück – können dabei zuhören und weitere Ideen oder Antworten ersinnen; alles in einer unglaublichen Geschwindigkeit, dazu völlig assoziativ. Hören wir ein Lied aus der Jugend, springen die Gedanken in der Zeit zurück – und zack, das Gefühl von damals ist wieder da. Riechen wir einen bekannten Duft, entsteht ebenfalls eine Erinnerung – und fast zeitgleich ist das alte Gefühl zurück.
Micro-Cheating: Gedanken machen Gefühle
Ein weiteres Beispiel: Micro-Cheating, die neudeutsche Bezeichnung für das verborgene Kontakthalten zu Frauen/Männern außerhalb der eigenen Partnerschaft, ist eine unterschätzte Gefahr für die Beziehung. Getreu des Prinzips: Gedanken machen Gefühle, können kleine Lust-Phantasien schon bald das Interesse an der eigenen Beziehung erkalten lassen. Ein Phänomen, das bei Männern übrigens noch viel häufiger greift. Laut aktuellen Befragungen denken sie 34mal am Tag an Sex, Frauen hingegen nur 19 Mal. Es ist also keine Frage, wer wohl mehr Gefahr läuft, aus Treue Untreue werden zu lassen.
1. Folge
„Herzensangelegenheiten”
„Herzensangelegenheiten”, die exklusive Kolumnenreihe der renommierten Psychologin Elke Eyckmanns*, liefert umfassende Aufklärung über alle emotionalen Aspekte von Partnerschaft, Liebe, Sexualität, Einsamkeit und Depression. In den nächsten 52 Wochen wird die Siegburgerin 52 Artikel schreiben, über Verständnis und Abgründe über Heilung und Wachstum, über Lust und Frust.
*Buchautorin; Psychologische Beraterin für das Grimme-Preis-Format „Zum Schwarzwälder Hirsch – eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer”
Elke Eyckmanns
Diplom-Psychologin und Psychologische Psychotherapeutin für Verhaltenstherapie, Hypnose und systemische Familientherapie. Seit 1995 selbstständig in eigener Praxis; Schwerpunkt: Arbeit mit ungewollt kinderlosen Frauen und Paaren. Fachberaterin beim Grimme-Preis-Format von Starkoch Tim Mälzer, „Zum Schwarzwälder Hirsch”
Antrainierte Lieblingsgedanken
Gemeinerweise hat das Gehirn so etwas wie „Lieblingsgedanken“. Also Gedanken, die wir uns – bewusst oder unbewusst – irgendwann im Leben „antrainiert“ haben. Und das, was unser Kopf gerne denkt, denkt er häufig. Warum? Weil das leicht ist. Das Gehirn möchte Energie sparen. Zur Verdeutlichung nutzen Psychologen gerne das Bild einer Autobahn. Wenn nicht gerade Stau herrscht, kann jeder dort Gas geben. Es kostet weniger Kraft auf der Schnellstraße als zum Beispiel die Bewegung auf einem Trampelpfad. Denn der muss erst noch angelegt werden. Das benötigt Aufwand – das Gehirn will aber gerne alles vermeiden, was potenziell anstrengend ist, nimmt daher gerne die Auffahrt auf die Autobahn. Weil es bequem ist, weil es gelernt ist. Blöd nur, wenn diese „bequemen“ Gedanken diejenigen sind, die wenig schöne Gefühle mit sich bringen. Die gute Nachricht: Sie haben Ihrem Gehirn diese Themen „antrainiert“, also können Sie sie auch ändern.
Aufgaben, die das Leben leichter machen
Hört sich plausibel und leicht an – ich lade Sie ein, liebe Leserinnnen, an sich selbst zu arbeiten und Erfahrungen mit und über sich zu sammeln. In den nächsten 4 Wochen möchte ich Ihnen daher vier Techniken zeigen, wie Sie ihre Gedanken und somit Ihre Gefühle steuern können. Wenn Sie mögen, haben Sie quasi wöchentlich eine Aufgabe, die Ihnen im besten Fall Ihren Alltag erleichtert und Erkenntnisse bringt, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.
Ein Suchtgefühl namens Porno
Wo wir gerade schon bei diesem Themenkomplex sind: Der Konsum von pornografischen Filmen löst auch deutliche Gefühle aus. Hier geht es zum einen darum, dass das Gefühl, also die Lust, gesteigert wird. Verherenderweise aber entsteht hieraus in vielen Fällen ein Suchtgefühl: Mehr! Mehr! Mehr! Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Partnerschaft, sondern auch auf den Konsumenten. Die gelebte Sexualität in der Beziehung wird bald schon nicht mehr ausreichen – zudem langweilen die gezeigten Inhalte schnell. Das Ergebnis wie bei jeder Sucht: Es wird häufiger konsumiert; die Szenen werden extremer und härter.
Glücksgefühle hinterfragen wir selten
Also noch einmal: Gedanken machen Gefühle. Oftmals nehmen wir in erster Linie eine Emotion wahr, verstehen aber den Ursprung nicht. Wir fühlen uns schlecht, ängstlich, unruhig (Glücksgefühle hinterfragen wir übrigens selten oder gar nicht) – ohne ersichtlichen Grund. Das Unterbewusstsein ist da einen Schritt voraus. Es „fühlt“ mit uns. Ein kurzer, vielleicht sehr unbewusster Moment, eine Begegnung oder eine flüchtige Überlegung sorgen dafür, dass wir uns schlecht fühlen.