24 Stunden wach: Der Körper im Krisenmodus

von | 22. Aug 2023

„Ich bin todmüde!“ Wortwörtlich darf man diesen Satz ohnehin nicht nehmen. Ein paar Stunden ohne Schlaf und direkt ein Zombie wie in „Thriller”, dem Michael Jackson-Musikvideo (wir erinnern uns – das Jahr 1983)? Wohl kaum…oder? Wir Mitglieder der 365Balance-Redaktion schlafen auch manchmal zu wenig. Daher wollten wir nun mal genauer wissen, was Schlafmangel im Körper auslöst. Die Kurzfassung: Wir waren negativ beeindruckt. Es kommt nicht von ungefähr, dass Schlafentzug als Folter genutzt wird…!

Das passiert, wenn wir schlafen

Das Gehirn nimmt jeden Tag zahllose Bilder und Eindrücke auf. Wir müssen sie ordnen und in unserem Gedächtnis verstauen – so, wie wir unsere Habseligkeiten in Schränke packen. Das passiert aber nicht tagsüber nebenbei, während wir gerade etwas anders tun, sondern in der Nacht. Die Körperfunktionen werden heruntergefahren und wir sind für äußerliche Reize nicht mehr empfänglich – außer sie sind stark genug (wie zum Beispiel das Schreien eines Babys oder der Krach der Nachbarn). In den Nachtstunden kommt also der Moment, in dem das Gehirn alles aufräumen, beschriften, mit Querverweisen versehen und verstauen will.

Schlafmangel wirkt wie ein Rauschzustand

Was aber, wenn die Mainzelmännchen in unserem Gehirn gar nicht erst zur Arbeit kommen? Wer 24 Stunden lang auf Schlaf verzichtet, hat eine niedrigere Aufmerksamkeitsspanne und reagiert stärker auf Reize. Das Langzeitgedächtnis wird schlechter – das Gehirn kann ja nicht aufräumen. Laute Geräusche nerven schneller, dafür steigt die Risikobereitschaft: Wir können uns selbst nicht mehr so richtig gut einschätzen. Aufgaben erledigen wir schludrig und weniger sorgfältig als sonst.

Das alles hat uns an etwas erinnert – Sie auch? Richtig: Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat warnt, dass eine durchwachte Nacht sich auswirkt wie 1,0 Promille Alkohol im Blut. Sie sollten sich also auf keinen Fall mehr hinters Steuer setzen!

Kohldampf auf Ungesundes

Wer so richtig lange wach ist, hat früher oder später den Wunsch nach einem ordentlichen Burger oder einer Tüte fettiger Fritten. Das trifft auch auf diejenigen zu, die Fastfood im ausgeschlafenen Zustand eher eklig finden. Das Verlangen nach kalorienreichem Essen steigt an, weil die Übermüdung das Belohnungszentrum im Gehirn aktiviert, das lautstark nach Aufmerksamkeit verlangt. Fies, oder?

Eingeschränktes Immunsystem

Die Müdigkeit nach 24 Stunden Schlafentzug erstreckt sich auch auf das Immunsystem. Die Zellen, die normalerweise voller Elan Krankheitserreger bekämpfen, werden träger. Ihnen kann also einiges durchrutschen – und das heißt, dass wir nach einer durchwachten Nacht leichter krank werden, als wenn wir uns genügend Schlaf gönnen. Hinzu kommt, dass das Gedächtnis unseres Immunsystems scheinbar nachts ebenfalls einen Besuch der Mainzelmännchen bekommt: Fehlt die Zeit zum Kategorisieren und Einordnen, erkennt es oft die Krankheitserreger beim nächsten Mal nicht, sodass wir daran ebenso heftig erkranken können wie beim ersten Mal!

Urteilsvermögen sinkt drastisch

Nicht geschlafen und eine wichtige Entscheidung steht an? Besser nicht! 24 Stunden ohne Schlaf und unser Gehirn kann Wichtiges von Unwichtigem nicht mehr unterscheiden. Geräusche wie Signaltöne zum Beispiel haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer Studie unverhältnismäßig stark gestresst, nachdem diese 24 Stunden lang wach gewesen waren. Eine ähnliche Reaktion ist bei Schizophreniepatienten zu beobachten. Ihr Gehirn kann Wichtiges und Unwichtiges nicht voneinander unterscheiden.

Erschöpfung ernst nehmen

Wir alle waren schon einmal so müde und erschöpft, dass wir einfach in Tränen ausgebrochen sind. Es gibt schier unendlich viele Gründe für Schlaflosigkeit: Sorgen etwa oder Jetlag, Schichtarbeit, Feiern, Krankheit, Stress oder psychische Erkrankungen. Was auch immer die Gründe sein mögen: Es ist wichtig, dass wir ihnen auf den Grund gehen und sie so gut wie möglich beseitigen. Übrigens: Bei 72 Stunden Schlaflosigkeit werden wir kognitiv mit Halluzinationen und Benommenheit wirklich zu Zombies – und davon gab’s in Film und Fernsehen wirklich schon genug. Leiden wir also häufiger an Schlafmangel, sollten wir aktiv etwas dagegen tun, sonst leidet auch unsere Gesundheit.

Johannes Striegel

Johannes Striegel

Autor für Gesundheit und Wohnen johannes@365balance.de