Die Zahl ist beeindruckend: 56,1 Kilogramm Kartoffeln hat jeder Deutsche im Jahr 2022 verspeist. In Form von Sättigungsbeilagen, Suppen oder Pommes; um nur ein paar Varianten zu nennen. Die Kartoffel ist eine äußerst vielseitige Knolle. Aber auch ein Stück Natur, das wertgeschätzt werden will. Wird sie nicht richtig behandelt, dann drohen für den Genießer Gesundheitsschäden. Daher befassen wir uns heute mit den sogenannten „grünen Kartoffeln”.
Schutz vor Schädlingen
Das Phänomen tritt gar nicht so selten auf. Jeder, der seine Erdäpfel schon mal zu lange in der hellen Küche gelagert hat, kennt die Transformation der Schale von gelb zu grün. Der Grund ist einfach: Kartoffeln wachsen unter der Erde; kommen sie mit Sonnenlicht in Kontakt, produzieren sie sogenanntes Chlorophyll: Pflanzengrün. Das ist anfangs kein Problem, doch nach einer Weile entstehen auch Glykoalkaloide. Diese schützen vor natürlichen Fraßfeinden und Schädlingen (Insekten, Pilzen oder Bakterien). Leider hat das Glykoalkaloid Solanin auch deutliche Auswirkungen auf den Menschen. Geht man vom Worstcase aus, entsteht nämlich eine kritische Komponente: Solanin hemmt die Enzyme, die für die Funktion des Nervensystems verantwortlich sind. Halluzinationen sind möglich, aber auch Erbrechen, Ausschläge und starke Kopfschmerzen. Der Spaß hört schließlich ganz auf, wenn man folgendes weiß: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung benennt den Richtwert für eine Solaninvergiftung mit 2 bis 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Die Schale von 100 g Kartoffeln enthält allein schon 3 bis 7 mg. Wer also häufig grüne Kartoffeln isst, setzt seine Gesundheit aufs Spiel.
Die schleichende Gefahr: Solanin
Das waren die schlechten Nachrichten. Von jetzt an wird’s besser. Versprochen. Natürlich muss nicht jede Kartoffel mit einer grünen Stelle gleich auf den Kompost oder in die Mülltonne. Hier ist Augenmaß gefragt! Wenn sich bloß eine größere Fläche verfärbt hat oder mehrere kleine Punkte zu sehen sind – reicht es vollends, wenn das Areal – plus ein paar Millimeter drumherum – herausgeschnitten wird. Da das Solanin nur bedingt ins Fruchtfleisch einzieht, muss der Schnitt auch nicht besonders tief gehen. Der Rest der Knolle ist ungefährlich und absolut genießbar. Einzig, wenn die Schale schon komplett grün schimmert, sollte die Kartoffel nicht mehr im Magen laden.
Kochwasser gehört in den Ausguss
Wichtig zu wissen sind zwei weitere Fakten: Solanin ist wasserlöslich. Bei der Zubereitung von Pellkartoffeln beispielsweise geht der Stoff ins Kochwasser über. Daher ist es ratsam, die Flüssigkeit nicht zu trinken oder für Soßen zu verwenden. Und: Rohe Kartoffeln sollten grundsätzlich vermieden werden, da ihr Solaningehalt höher ist.
Kartoffeln sind sechs Monate haltbar
Grundsätzlich – um gar nicht erst in die Verlegenheit zu kommen – sollten Kartoffeln dunkel und trocken gelagert werden. Und keinesfalls in Plastik, da sie sonst schnell faule Stellen bilden. Wenn das beachtet wird, halten die Erdäpfel für mindestens ein halbes Jahr. Eine Ausnahme bilden jedoch Frühkartoffeln. Sie sollten innerhalb von zwei Monaten verzehrt werden.