Indoor Farming – Oh Wunder, die Knolle keimt!

von | 28. Nov 2023

Den Luxus eines eigenen Gartens hat nicht jeder. Andere scheuen die körperliche Arbeit und den Dreck. Dabei ist das eigene Anbauen von Nahrung seit Menschengedenken eine Normalität. Und wir reden hier nicht über die überraschend taffe Basilikumpflanze vom letzten Supermarkteinkauf, die nach ein paar Tropfen Wasser wieder neu erblüht. Kartoffeln, Zwiebeln und sogar Spinat lassen sich grundsätzlich auch in den eigenen vier Wänden anbauen und ernten. Wir geben einen Überblick, wie Nahrung in jeder Behausung wächst und gedeiht – das ganze Jahr über.

Vom Garten in die Wohnung

Indoor Farming (auch Vertical Farming genannt) gibt es seit 1915. Das Buch „Vertical Farming“ des Geologen Gilbert Ellis Bailey gilt bis heute als Standardwerk. Dabei hatte Bailey nicht unbedingt die Einraumwohnung eines Großstädters im Sinn. Viel mehr wollte Bailey seine bescheidene Nutzfläche bestmöglich vergrößern. Ist in der Breite kein Platz mehr, wird eben die Höhe genutzt – Ergo: Vertical Farming. Eine Gruppe um den US-Mikrobiologen Professor Dickson Despommier verfeinerte 1999 die Technik. Indoor-Grow-Systeme, wie wir sie heute kennen, gehen auf Despommiers Ideen zurück.

Keine Erde, keine Schädlinge, kein Unkraut

Komplettsysteme inklusive Samen gibt es bereits für 250 Euro im Handel. Dabei wird in der Regel Hydroponik angewendet – eine Technik, die ohne Erde auskommt. Das Düngemittel wird in eine Wasserschale gegeben, woraus sich die Pflanzen dann ernähren. Das verringert nicht nur den Schmutzfaktor. Das Gärtnern in den eigenen vier Wänden hat noch einen praktischen Vorteil: Es gibt deutlich weniger Schnecken und Schädlinge oder Unkraut. Das macht den Zusatz von Pestiziden überflüssig und die Ernte damit gesünder.

Dunkle Ecken im Schrank oder Keller

Gemüsebeet zwischen Sofa und Fernseher? Wer mag, bitte sehr. Allerdings sollte sich auch in der kleinsten Wohnung eine Ecke finden, in der Gemüse wachsen kann – ohne im Weg zu stehen. Spinat, Kohlrabi, Radieschen und sogar Rote Beete, Blumenkohl und Brokkoli haben es gerne schattig. Diese Köstlichkeiten lassen sich wunderbar auf Küchenschränken oder im Keller aufziehen.

Grüner wird’s nicht, aber teurer

Ein kleiner Kräutergarten mit gängigem Küchengrün wie Rosmarin, Petersilie, Schnittlauch, Dill oder Thymian ist für Hobbyköche üblich. Wenn es um größere Pflanzen geht, wird die Sache schon kniffliger. Buschtomaten können beispielsweise in einem Topf mit viel Licht und etwas Dünger an einem nicht zu warmen Ort überwintern. Bei empfindlichen Pflanzen, die eine spezielle Beleuchtung oder Klimatisierung benötigen, dürften die Stromkosten jedoch schneller in die Höhe wachsen als die Pflanzen. Die Ersparnis des Heimanbaus ist quasi sofort wieder weg. Darum sollten sich neue, unerfahrene Home-Grower zunächst auf pflegeleichte Kräuter und Pflanzen konzentrieren.

Gärtnern und Geld sparen

Übrigens, es geht auch ohne 250-Euro-Investition. Ein Beispiel: Kleine Steckzwiebeln lassen sich schon auf der Fläche eines Terrakotta-Untersetzers ziehen. Einfach nur eine Handvoll Kräutererde als Anbaufläche nutzen. Ähnlich lässt sich auch mit keimendem Knoblauch verfahren. Eine Beeren-Plastikschachtel oder leere Eiscreme-Packung bis zur Hälfte gleichmäßig mit Pflanzerde befüllen und die keimenden Knoblauchzehen aufrecht einsetzen. Bewässern bitte nur ganz vorsichtig. Da die Schachteln keine Löcher haben, kann überschüssiges Wasser nicht abfließen. Die zu nassen Wurzeln drohen dann zu verrotten.

Sabine Körber

Sabine Körber

Autorin für Ernährung und Fine Dining sabine@365balance.de