Entspannung und Sport in einem, Beruhigung und Muskeltraining … und das alles ohne intensives Schwitzen? Klingt eigentlich zu schön, um wirklich wahr zu sein. Eine Studie der renommierten Harvard Medical School hat nun aber die perfekte Sportart identifiziert – für alle, die Fitnessstudios nicht mögen oder sich keinem Onlinetrainer anvertrauen wollen: Tai Chi. Diese uralte chinesische Kampfkunst, die auch als Meditation in Bewegung bezeichnet wird, verbindet sanfte Abläufe mit Erholung. Und das Beste: Tai Chi kann in jedem Lebensabschnitt begonnen werden – und sorgt für Fitness bis ins Alter.
Tai Chi ist „Schattenboxen”
In der Ruhe liegt die Kraft! Besser kann man die Bewegungen des Tai Chi nicht zusammenfassen. Was in Europa lange als „Schattenboxen” eher ein Schattendasein fristete, hat nun eine Adelung aus Harvard erfahren. Endlich, muss man sagen. Denn Tai Chi ist weitaus mehr als nur eine Reihe von Fitnessübungen. Die fließenden Bewegungen symbolisieren den Kreislauf von Yin und Yang, den sogenannten dualen Kräften des Universums. Diese Harmonie zwischen den Gegensätzen findet ihren Ausdruck in den sanften, geschmeidigen Bewegungen. Wichtig ist, dass jeder Move (Handroutinen und Schlagtechniken) im Einklang mit der Atmung ausgeführt wird. So kann der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen, was zu einer besseren Durchblutung der Muskeln und Organe führt.
Verbesserte Muskelkraft in jedem Alter
Tai Chi führt zu nachweisbaren Verbesserungen in der Muskelkraft des Oberkörpers, des Rumpfes und der Beine. Sportmediziner haben sogar herausgefunden, dass die Effekte regelmäßiger Übungen mit denen des klassischen Ausdauertrainings vergleichbar sind. Nach Absprache mit einem Arzt kann Tai Chi zudem als sanftes Cardio-Training für Menschen dienen, die weniger belastbar sind. Dr. Julia Wagner, Sportärztin am Universitätsklinikum Heidelberg erklärt die besondere Bedeutung: „Tai Chi ist eine Sportart, die sich wunderbar in den Alltag integrieren lässt. Die sanften Bewegungen verbessern die Balance und stärken die Körperwahrnehmung. Dies ist besonders für ältere Menschen von unschätzbarem Wert.”
Ab 50 ist das perfekte Alter
Um das Zitat der Heidelberger Sportärztin mal genauer zu erklären: Frauen wie Männer jenseits der 50 profitieren besonders von der Stärkung der Muskulatur und der Verbesserung des Gleichgewichts. Stürze können so besser vermieden werden – oder führen zu weniger schweren Verletzungen. Doch Tai Chi eignet sich auch als Regulator bei einer Vielzahl körperlicher Probleme: Für übergewichtige Menschen ist es eine gute Möglichkeit in Bewegung zu bleiben, ohne die Gelenke zu stark zu belasten. Patienten, die am Fibromyalgiesyndrom erkrankt sind – einer chronischen Schmerzerkrankung an der Wirbelsäule – kann diese Sportart dabei helfen, Symptome und Schmerzen zu lindern, ohne dabei den Blutdruck zu erhöhen. Gleiches gilt auch für Menschen, die an Osteoporose, Asthma oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden.
Die 10 wichtigsten Regeln
Wer sich nun ein Tai Chi-Studio (oder einen Trainer) suchen möchte, der sollte diese 10 Aktiv-Regeln für den besten Sport bereits verinnerlich haben:
- Der Kopf befindet sich immer in entspannter Haltung und ist in einer Linie mit der Wirbelsäule ausgerichtet.
- Der Rücken bleibt in aufrechter Position.
- Die Taille bleibt locker und geschmeidig.
- Der Stand ist stabil; das Körpergewicht wird gleichmäßig auf die Füße verteilt.
- Schultern und Ellenbogen hängen in entspannter Position nach unten.
- Bei jeder Bewegung steht die Intention im Vordergrund, nicht die physische Kraft.
- Die Koordination zwischen Ober- und Unterkörper erfolgt präzise.
- Es besteht eine harmonische Beziehung zwischen dem Körper und der Umwelt.
- Die Bewegungen sollten kontinuierlich fließen.
- Der Körper mag sich bewegen, doch der Geist bleibt stets ruhig.