Hygge, Lagom, Friluftsliv: Alle Jahre wieder ein neuer IKEA-Stil

von | 3. Sep 2023

Von Konzernen fürs Leben lernen? Äh … hallo? Das klingt erstmal seltsam, aber es ist tatsächlich ein bisschen was dran. IKEA ist ja immer für ein paar Tipps gut. Bei den aktuellen Ratschlägen haben wir aufgehorcht – und über die Bett-Bezeichnung „Gutvik” auch laut gekichert.

Hygge – kuschelig als Lebensstil

Der dänische Hygge-Trend traf uns vor einigen Jahren unvermutet mitten im Selbstoptimierungswahn und wirkte wie eine Offenbarung: gemütlich soll das Leben sein, bequem, angenehm und schön. Hygge lässt sich mit den Begriffen „Heimeligkeit“ oder „Gemütlichkeit“ übersetzen. IKEA machte also zahlreiche Vorschläge, wie wir unser Zuhause selbst hyggelig machen können: mit viel Holz, kuscheligen Decken und Kissen, Fake-Fellen oder Teppichen und warmem Licht – zahlreiche Kerzen zum Beispiel sorgen für ein perfektes Wohlgefühl. Die Farben für den Hygge-Trend sind hell und natürlich, ohne krasse Gegensätze und Brüche. In einem Hygge-Heim sitzen wir im Kuschelpulli auf dem Sofa, trinken Tee, lesen und lassen die Seele baumeln. Es ist eine Wohlfühlumgebung.

Lagom – die perfekte Balance

Unser Entzücken über Hygge war längst noch nicht abgeklungen, da trat plötzlich 2019 Lagom auf den Plan. Was ist das schon wieder? IKEA – scheinbar weit mehr ein Lebensversteher als Möbelgigant – beschreibt Lagom als Haltung, die die ideale Ausgewogenheit und Lebens-Balance anstrebt. Für die Wohnung heiß das: Einrichtungsgegenstände und Dekoartikel müssen bewusst und sorgfältig ausgewählt werden. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Aber sollen wir deshalb den ganzen Hygge-Schnickschnack rauswerfen? Nein! Obwohl IKEA damit natürlich mehr verdient hätte. Die Balance wird nämlich subjektiv empfunden. Wenn es für uns ausgewogen ist, also beispielsweise viele weiche Kissen und viele schöne Kerzen zu besitzen, ist das ganz genau richtig. Hyggeliges Lagom.

Friluftsliv – zurück zur Natur, aber zu Hause

In der Pandemie haben wir Homeoffice-Nutzer vor allem eines bemerkt: Am eigenen Heim gibt es immer etwas zu verbessern. Gerade wenn wir sehr viel Zeit dort verbringen, fehlt uns die Natur. Der skandinavische Trend Friluftsliv, der für ein aktives und bewusstes Erleben der Flora steht, trägt diesem Gefühl Rechnung. Auf die Einrichtung übertragen bedeutet er, dass wir uns Natur in Form von Pflanzen in die Wohnung holen. Natur- und Erdtöne dominieren die Einrichtung. Das passt ganz gut, dann müssen wir weder die Hygge- noch die Lagom-Möbel und -Accessoires ersetzen. Wer mag, kann sich mittels Duftkerze sogar noch Waldgeruch in die Wohnung zaubern.

Darum hat IKEA recht

Alle paar Jahre ein neuer Trend? Offensichtlich will das Möbelhaus, dass wir regelmäßig viel Geld ausgeben. Bei knapp 42 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2021 ist es damit auch sehr erfolgreich. Doch der IKEA-Gedanke ist auch richtig: Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens in unserer Wohnung oder unserem Haus. Wir schlafen und essen hier, haben Besuch, lieben, streiten und lachen in unseren vier Wänden. Es ist kein Ort, der streng durchgestylt sein muss. Was bringt das schickste Sofa, wenn wir nicht die Füße darauf ablegen können? Unser Heim ist ein Ort zum Leben, zum Wohlfühlen, zum Auftanken. Es sollte unsere Oase sein und nicht unser Aushängeschild. Alles, was es für uns gemütlich (Hygge) und angenehm (Lagom) macht und uns auf lebendige Weise daran erinnert, was wirklich wichtig ist (Frisluftliv), ist erlaubt.

My Home is my Castle?

Von wegen „my home is my castle“ – wir wollen kein Schloss, wenn wir auch das perfekte Heim haben können! Und bei aller Frotzelei gegenüber dem schwedischen Möbelhaus: IKEA hilft uns ein Stück weit dabei. Und ganz ehrlich – wer hat sich nicht schon einmal einen ganzen Nachmittag in den Gängen einer Filiale verirrt, wollte nichts kaufen und stand am Ende mit zwei vollgepackten Einkaufswagen voller Hygge und Lagom an der Kasse? Genau…!

Matthias Haber

Matthias Haber

Autor für Wohnen und Ernährung matthias@365balance.de