Ehrlich währt am längsten? In den meisten Lebenssituationen mag diese Weisheit zutreffend sein. Eine Ausnahme könnte vielleicht die Anzahl der bisherigen Sexpartner sein, wobei das Wort „vielleicht” die entscheidende Rolle spielt. Es hängt ganz von der Einstellung der Partnerin oder des Partners ab, ob man die korrekte Zahl nennen kann bzw. sollte. Um nicht in eine Falle zu tappen, gibt es noch eine dritte Option – wieder in Form einer Weisheit: Schweigen ist Gold.

Alles kann, nichts muss

Sex ist allgegenwärtig. Medien, Werbung, Songs, Filme – die Darstellung von Lust (oder der Gesang darüber) ist in der westlichen Welt längst nichts Besonderes mehr, geschweige denn etwas Verbotenes. Im Freundeskreis wird offen über (fast) jede Spielart gesprochen, eigene Erfahrungen werden diskutiert. Grundsätzlich gilt: Alles kann, nichts muss. Die offene Kommunikation der eigenen Fantasien sollte auch in jeder Beziehung zum guten Ton gehören: Dreier, Partnertausch, Public Sex, Fetische oder einfach nur die Lust auf eine Löffelchenstellung. Doch ein Thema scheint weiterhin tabubehaftet zu sein: Die ehrliche Angabe über die Zahl der eigenen Sexpartner.

Wie viele waren es denn nun?

Die Frage nach der Anzahl – sie kann in zwei Stadien kritisch werden. Vor dem Beginn der Beziehung und dann noch einmal im ersten Jahr der Liebe. Beides sind Phasen, die von Psychologen als kritisch bezeichnet werden. Wer um einen Partner oder eine Partnerin wirbt – und im Vorfeld offenbart, dass er/sie schon viele Betten zerwühlt hat, der wird oft als schlechte Wahl für eine langfristige Beziehung angesehen. Die Studie von Stewart-Williams, Butler & Thomas (2017) belegt aber auch, dass eine geringe Anzahl von Sexpartnern ebenfalls ein Ausschlusskriterium sein kann. Hier wird ein Mangel an Erfahrung vermutet. Sowohl Männer als auch Frauen sagen, dass sie sich eher mit jemandem einzulassen, von dem sie glauben, dass er eine größere sexuelle Vergangenheit hat – so lange diese nicht zu umfangreich ist. Und da beginnt wieder das Dilemma: Was ist die richtige Zahl? Kein Wunder also, dass laut einer Umfrage der britischen „Daily Mail” 43 Prozent der Befragten über ihr horizontales Vorleben nicht ganz aufrichtig sind.

13 ist genau richtig, 18 zu viel

Und wieder konnte nur eine Umfrage etwas Licht ins Dunkel des Schlafzimmers bringen. Das Dating-Portal Illicit Encounters hat 1000 Männer und 1000 Frauen die Frage nach der „richtigen Zahl” gestellt: Wie viele Sexpartner sind ideal – in Bezug auf eine (künftige) Liebe. 52 % beider Geschlechter konnten sich auf diese Zahl einigen: 13. Die zweite Fragestellung lautete, ab wann die Zahl einen abschreckenden Charakter habe. Da waren sich 73 Prozent sicher: Alles jenseits der 18 ist zu viel für Boyfriend/Girlfriend-Material. Keine Überraschung ist hingegen, dass bei der Beantwortung der Zahlen-Frage viele weiterhin unehrlich sind. 67 Prozent der Frauen geben zu, dass sie bei der Menge der Sexpartner lieber eine Lüge erzählen. Weil es bei Männern noch immer besser ankommt, korrigieren sie die tatsächliche Zahl nach unten. Die Umfrage bestätigt sie darin: 59 Prozent der befragten Männer halten Frauen mit einer hohen Anzahl von Sexualpartnern für weniger begehrenswert.

In deutschen Betten

Wenn man sich diese Zahlen mit einer Forschung des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) vergleicht, dann sollten die meisten Bundesbürger keine Probleme bekommen. Deutsche Männer kommen auf durchschnittlich 9,8 Partnerinnen, Frauen zählen 6,1. Statistisch lässt sich dieses Gefälle übrigens kaum erklären. Wissenschaftler der Uni Glasgow sind der Frage nachgegangen, woher diese Differenzen kommen. Ihre mögliche Erklärung: Während Männer schätzen (jeder Vierte kennt die genaue Zahl angeblich nicht), würden Frauen zählen, berichtet das Team im Fachblatt „The Journal of Sex Research”.

Johanna Sievers

Johanna Sievers

Redakteurin für Liebe & Intimität und Medizin-Themen johanna@365balance.de