Wasserlinsen Superfood oder doch nur Vogelfutter?

von | 21. Aug 2023

Enten sind keine Veganer. Nicht mal Vegetarier. Aber sie wissen, was gut für Sie ist. Zum Beispiel Entengrütze – wie die Wasserlinse auch genannt wird. Sie wächst auf Teichen und ist extrem beliebt bei Donald Duck und seinen Freunden. Irgendwann kam auch der Mensch auf den Geschmack: Inder, Asiaten, Afrikaner und Lateinamerikaner essen Wasserlinsen traditionell in Suppen, Salaten und als Beilage. Pur schmeckt das Gemüse ziemlich „grün”. Ein bisschen wie Salat, Erbsen oder sehr milde Kresse. Klingt nur so halb spannend? Abwarten. Wasserlinsen sind was für den zweiten Blick.

Sexy: die innerne Werte

Eine Superfigur macht die Wasserlinse in jedem Falle: Als Trockensubstanz besteht sie zu 30 bis 45% aus Eiweiß und liefert das komplette Proteinprofil. Genau wie Hühnerei. Darum heißen die kleinen grünen Kugeln in Thailand auch „Eier des Wassers”. Mit Ballaststoffen und Mineralien sieht es auch gut aus: Eisen, Kalzium, Magnesium und Kalium sind reichlich vorhanden. Vitamin A, K, C, verschiedenen B-Vitamine und Omega-3-Fettsäuren ebenfalls. Wenn das nicht attraktiv ist – für jeden Menschen, der mehr auf sein Essen achten will; für Sportler aber ganz besonders. Apropos Sport. Die Wasserlinse ist selbst eine echte Bodybuilderin: Sie kann ihr Volumen durch Teilung einmal täglich verdoppeln.

Schneller wächst kaum etwas

Lebensmittelhersteller haben dennoch ein Problem: Wasserlinsen nehmen fast alle Stoffe auf, die sich im Teichwasser finden. Auch Gifte und Schwermetall. Gar nicht lecker. Denn das heißt auch: Wo viele Wasserlinsen sind, ist viel Schmutz im Wasser. Die Linsen direkt aus einem Teich zu essen, ist also nicht empfehlenswert. Was wiederum bedeutet: Wird die Wasserlinse unter kontrollierten Bedingungen gezüchtet und verarbeitet, hat sie das Zeug zum Superfood.

Ein Smoothie, der heilt

Und die Linse kann noch mehr: die mittelalterliche Naturheilkundlerin Hildegard von Bingen erfand ein Wasserlinsenelixier, das echt was drauf hat. Laut Ihrer Erkenntnisse stärkt es das Immunsystem, fördert die Verdauung und reguliert den Stoffwechsel. Es entgiftet auch den Körper. Aber Vorsicht: Das gilt nicht für Alkohol. Der wird dem Körper nicht entzogen, sondern zugeführt. Denn ihre Rezeptur enthält 10% Vol. Das muss man wollen. 

Der Wasserlinse gehört die Zukunft

Auch wenn viele die Wasserlinse nicht auf dem Zettel haben: Mit so viel Protein und Heilkraft steht der nächste Hype schon vor der Tür. Doch warum gibt es die Wasserlinse (lat. Lemna) noch nicht im Supermarkt? „Lemna” steht erst seit Kurzem auf der sogennnten „Unionsliste für Neuartige Lebensmittel”, wurde also gerade erst in der EU als Lebensmittel zugelassen. Nudeln, Smoothies und Snacks mit Lemna-Protein gibt es aber schon. Mal sehen, was man alles aus Wasserlinsenproteinen machen kann. Entenfleischersatz vielleicht? Wer’s mag…

Sabine Körber

Sabine Körber

Autorin für Ernährung und Fine Dining sabine@365balance.de