So werden wir schlechte Angewohnheiten los

von | 9. Aug 2023

Wenn es denn so einfach wäre. Dabei sind sich Wissenschaftler und Ratgeber einig: Wer sich Ziele setzt, Belohnungen ausdenkt und Erfolge ausmalt, kann eingefahrene Verhaltensmuster durchbrechen – im Notfall sogar den Kampf mit dem inneren Schweinehund gewinnen. Aber: Nicht immer sind gewonnene Schlachten auch Siege. Die Tyrannei der Stereotypen hat starke Verbündete: Schlechte Tage, schwache Momente, Ping-Pong-Effekte, zu „wenig“ Zeit, Lust, Mut, Geduld, Vertrauen oder Glaube. Und Ausflüchte, wie: „Nobody is perfect.“ Je mehr wir gegen uns selbst kämpfen, desto größer ist die Gefahr für Rückfälle: Das Imperium schlägt zurück. Muss die Hoheit über den eigenen Willen wirklich immer erkämpft werden? Nicht zwingend.

Auf Auslöser-Suche gehen

Alles, was wir tun oder nicht tun hat einen Auslöser. Ganz gleich, ob es bewusst oder unbewusst  geschieht. Wenn Sie eine Türe öffnen wollen, ist der Auslöser: Klinke drücken. Easy. Aber was lässt automatisch Gewohnheiten ablaufen, ohne dass Sie Einfluss darauf haben? Klar ist, dass eine Entscheidung gefällt wird: „Ich tu’s!“ oder: „Jetzt nicht!“ und Sie sind nicht dabei. Wie bei einer Fernbedienung. Und die Frage lautet: Wann und wo wurde ich fernbedient? War das bei dem Gedanken „Mach ich morgen“? Oder sobald Sie die Stimme Ihres Chefs hören? Oder vor dem Schokoladenregal im Supermarkt? Wo ist die verdammte Fernbedienung! Die Antwort: Es gibt keine. Alles geschieht hier und jetzt. Suchen Sie diese Auslöser. Seien Sie wachsam. Und wenn Sie merken: „Da! Das war einer!“, halten Sie inne und beobachten ihn, den Auslöser. Wie ist das? Was passiert mit mir? Jetzt in dieser Sekunde.

Auf Wahrheitssuche gehen

Halten Sie den Auslöse-Moment fest. Und sich selbst auch. Sie wollen ja beobachten, wissen, was gerade „ist“. Das Wichtigste dabei: Ehrlich zu sich selbst zu sein. Was will ich WIRKLICH auslösen oder lösen? Was ist MIR wichtig? Und plötzlich geht es nicht mehr ums Kämpfen, ums Stark- oder Schwachsein, sondern um Werte: was ist mir wirklich wertvoll. Am besten geben Sie der Gewohnheit eine Stimme. Reden Sie mit ihr. Und seien Sie nett zu ihr. Sie hat es verdient. Es sind ja Sie. Immer dann, wenn Sie im Moment des Auslösens innehalten und diesen Zustand festhalten, sind die ‚Macht der Gewohnheit‘ und ‚Ihre Ohnmacht‘ in Balance. Yoga im Herzen sozusagen. Ohne Kampf, ohne Gewinner, ohne Verlierer. Es geschieht einfach alles gleichzeitig, was in diesem Moment möglich ist. Wir versprechen Ihnen: Wenn Sie das Gleichgewicht aus der Übermacht der Gewohnheit und dem Verweigern des ungleichen Kampfes so lange halten, bis Sie wissen, was Sie „wirklich“ wollen, werden Sie das Richtige tun. Es geschieht dann quasi von selbst. Das kann auch das Essen eines Stücks Schokolade sein. Aber dann wollen „Sie“ es. Und nicht das Imperium der Fernbedienung.

Neugier, Sportsgeist, achtsam sein

Innehalten geht auch, wenn der Auslöser in Gegenwart anderer Menschen geschieht. Haben Sie ihn bemerkt, können Sie zu jedem Zeitpunkt Ihr Verhalten abbrechen, sich kurz entschuldigen und anders weiter agieren. Vielleicht so, wie Sie es geplant haben. Seien Sie neugierig auf sich selbst. Nehmen Sie’s sportlich: Jeden Tag einen Auslöser finden, innehalten, festhalten, beobachten und gar nichts machen. Das funktioniert auch im Nachhinein: „Mal ehrlich: Was war da los?“ Das ist keine Diät, die irgendwann endet. Kein Ziel, das nach dem Erreichen ein neues Ziel braucht. Und kein teures Seminar für Persönlichkeitsentwicklung. Es gibt nur einen Zustand der Achtsamkeit: Sie (er)leben sich, wie Sie sind. Nur so haben Sie Macht über das, was Sie wollen. Und falls das Imperium irgendwann doch wieder aufmuckt: Sie wissen ja, was zu tun ist.

Frank Gröber

Frank Gröber

Autor für körperliche und seelische Gesundheit frank@365balance.de